Auch heutige Musikschaffende des Nordens wie etwa die isländische Kom- ponistin Anna Sigríður Þorvaldsdóttir (die sich alternativ Anna Thorvaldsdóttir schreibt, damit auch Nicht-Isländer mit ihrem Namen auf der Computertastatur zurechtkommen) nennt die Natur als wesentliche In spirationsquelle: »Ich bin in Island sehr naturnah aufgewachsen und das hat wahrscheinlich dazu beige- tragen, dass mich die Natur in meinem kreativen Prozess nährt und fördert. Es gibt so viele interessante Elemente, die mich inspirieren: Proportionen und Flüsse, Texturen und Strukturen. Mir geht es in meiner Musik nicht um eine romantische Darstellung der Natur. Die Natur kann kraftv oll und dramatisch sein, aber auch subtil und nuancenreich. Es gibt so viele Zwischentöne. Diese finde ich sehr anregend.«
Die Natur kann eine Stellvertreterin sein, für das Enden, Welken, Vergehen wie in Gustav Mahlers so atmosphäri-schem Lied von der Erde. Für die Über- windung Gottes wie in Richard Strauss’ an Nietzsche angelehnter Alpensinfonie. Oder, im Gegenteil, für »Gottes Natur« – dafür steht sie bei Antonín Dvorˇák. Mit seiner Ouvertüre In der Natur be- schreibt er den gewissermaßen gött- lichen Urzustand, mit einer auf einem Orgelpunkt ruhenden Klangfläche, mit Naturintervallen wie der reinen Quart und mit stilisierten Vogelrufen. »Wissen Sie, bevor ich sterbe, schreibe ich eine schöne Vogelsymphonie«, so Dvorˇák. Leider ist es dazu nicht gekommen, wir hätten Sie gerne mit dabei gehabt in unserem Schwerpunkt »Nature & Earth« .

2024

2023